... Die genialste Idee war der Wechsel in eine waldorforientierte Freie Schule. „Anton der Schüler“ bekam angemessener Lernfutter und viel praktische, handwerkliche und künstlerische Entfaltungsmöglichkeiten, „Anton der Mensch“ wurde als solcher gesehen und bekam viel Verständnis, Hinweise auf Entwicklungsmöglichkeiten und wurde auf diese Weise ideal motiviert. So wurde der Schulalltag auch mit Konzentrationsdefiziten zu einer bereichernden Zeit für die ganze Familie.

 

Die nicht sehr hohe intellektuelle Leistungsfähigkeit wurde erst zum Hauptschulabschluss hin Thema. „Hoffentlich schafft er den irgendwie …“, drückte ich die Daumen. Klappte dann trotz berechtigter Zweifel ganz ordentlich.

 

Zwei Jahre später stand die Mittlere Reife an. Lernen, merken, kombinieren, selbstbewusst auftreten – alles hatte sich gut entwickelt. Aber leicht war es noch immer nicht. Da hörte ich von Barbaras Erfolgen beim Quanten, insbesondere freute mich, dass Schüler so gut darauf ansprachen. Sie begleitete Anton mit sporadischen Fernheilungen, was auch immer wieder zu erstaunlichen Ergebnissen führte. „Was habt ihr mit dem Anton gemacht?“, fragte z. B. mal die Englischlehrerin am Tag nach einer Sitzung, weil Anton so viel gewusst und so gut gesprochen hatte. 

 

Am kuriosesten aber war die externe Prüfung bei der Abnahme der Mittleren Reife. „Gequantet“ liefen schon die schriftlichen Prüfungen erstaunlich gut. Und dann das Mündliche! In allen Fächern hatte er eine „gequantete“ Portion Glück mit den Fragen, konnte sich an die gelernten Inhalte erinnern, um spontan richtig antworten zu können, ist selbstbewusst aufgetreten oder bekam kurz vorher noch einen wichtigen Tipp von einem Schüler, der die Prüfung schon hinter sich hatte. 

 

Am lustigsten aber war die Mathematik-Prüfung. Auf Wahrscheinlichkeitsrechnung war er schlecht vorbereitet. Und was kam hauptsächlich dran? Wahrscheinlichkeitsrechnung! Leider kann ich mich an den genauen Verlauf nicht mehr erinnern (war wirklich lustig!), aber durch seine Schlagfertigkeit hatte er die Lacher auf seiner Seite. Das reiche natürlich nicht, meinte er kurz danach, aber hoffentlich sei eine Vier noch drin. Bange halbe Stunde. Dann das Ergebnis: eine Zwei! Anton war sich ganz sicher, dass es hier nicht mit rechten Dingen zugegangen war  J ! 

 

In Geschichte und Politik konnte er alle Fragen gut beantworten, zum Glück waren viele dabei, die wir zuhause am Tag zuvor nochmals durchgegangen waren. Aber auch hier war es lustig: Ein paar Wochen zuvor war Joachim Gauck Gastredner in unserer Stadthalle gewesen. Wir wollten Anton unbedingt mitnehmen, aber, wie Jugendliche so sein können: kein Bock.

Trotzdem haben wir in der Zeit über Herrn Gauck gesprochen. Jetzt ahnt Ihr schon, er wurde von den Prüfern gefragt: „Was verbindest Du mit dem Namen Gauck?“ Anton hat sich nur an eines erinnert. „Stasi-Akten“. Das hat die Prüfungskommission erstaunt. Noch vor Ende der angesetzten Zeit durfte Anton gehen. „Der weiß eh alles.“ Wenn die wüssten! Mit einer Eins hat nun wirklich keiner gerechnet  J !